Neubau eines Multifunktionswohnheims (MFW)

Neubau eines Multifunktionswohnheims (MFW)

Die Heinz Krumme AG ist ein Traditionsunternehmen in Berlin-Reinickendorf, welches seit fast 80 Jahren Familien geführt wird. Der Firmensitz befindet sich gegenüber der geplanten Baumaßnahme.

Planungsziel

Auf dem firmeneigenen Grundstück Kühnemannstr. 1-9 / Ecke Provinzstr. 35-38 plant die Heinz Krumme AG den Neubau eines Mulifunktionswohnheims. Der Neubau soll das bestehende Wohnheim für Menschen in Notsituationen, derzeit untergebracht in einem Behelfsbau aus den 90iger Jahren auf dem Grundstück, ersetzen. Des Weiteren soll das MFW Auszubildende und Mitarbeiter der Heinz Krumme AG in Form von Wohngruppen aufnehmen.

Gebäudeentwurf Nutzung

Das MFW besteht aus 2 unterschiedlichen Gebäudeabschnitten. Der rückwärtige Abschnitt nimmt das Wohnheim für Menschen in Notsituationen auf, der vordere Gebäudeabschnitt das Wohnheim für Auszubildende und Mitarbeiter der Heinz Krumme AG. Beide Abschnitte werden getrennt voneinander erschlossen. Im Erdgeschoss parallel zur Provinzstraße werden auf halber Gebäudetiefe Gewerbeflächen für Büros oder Läden vorgesehen.

Gebäudeentwurf Gestalt

Der Gebäudekörper folgt den zuvor erarbeiteten städtebaulichen Vorgaben. Seitens unseres Auftraggebers bestand der Wunsch einer angemessenen Bauart für die angestrebte Nutzung, die sowohl nachhaltig als auch kostengünstig ist. Das gewährt die Holzelementbauweise, die im dargestellten Entwurf aus einem „Cluster“ als Grundmodul besteht.
Ein „Cluster“ ist eine Wohneinheit/Wohngruppe, die je nach Belegungsanforderungen auch zusammenschaltbar ist. Die Modulbauweise prägt auch das Bild der Architektur des Gebäudes. Das Rastermaß ist in den Längsfassaden deutlich ablesbar und doch unterschiedlich durch Ausrichtung und Anforderung an die jeweiligen Fassaden straßen-, bzw. gartenseitig . Der Kopf des Gebäudes an der Ecke Kühnemann-/Provinzstraße wiederholt nicht die „betonte“ Ecke der gegenüberliegenden Gebäudeecken, sondern formuliert eine offen gehaltene, „negative“ Ecke.

Nachhaltigkeit in der Architektur

Die Klimakrise zwingt uns dazu in Zukunft radikal nachhaltig zu planen und zu bauen. „Die Bauwirtschaft und der Gebäudebetrieb ist für ein Drittel der weltweiten CO2 Emissionen verantwortlich.“ „50% des Müllaufkommens in Deutschland resultieren aus der Bauwirtschaft.“ Ein Eintreten in die Kreislaufwirtschaft wird in Zukunft alternativlos sein.

Nachhaltiges Bauen ist einfaches Bauen. Einfaches Bauen bedeutet auch kostensparend zu bauen. Folgende Leitlinien werden für das Gesamtprojekt formuliert: Hoher Grad an Vorfertigung mit dem Baustoff Holz.
Der Baustoff Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. Die elementierte Bauweise in Holz mit einem hohen Grad an Vorfertigung spart Zeit und Geld. Die Holzelementbauweise kann in 2D, Flächenmodulen, oder 3D, Raummodulen erstellt werden. Das Grundmodul bildet ein „Cluster“ aus 6 Raumeinheiten. Der „Cluster“ bildet eine Funktionseinheit des MFWs. Die Bäder werden ebenfalls vorgefertigt und als sog. Badzellen in den fertigen Rohbau eingebracht.

Rohbau ist = Ausbau

Der Vorteil der Holzelementbauweise ist, das Decken und Wände oberflächenfertig hergestellt werden können. Oberflächenfertige Flächen sparen Zeit und Geld. Sie müssen nicht verkleidet oder beschichtet werden. ELT-Leitungen werden auf Putz geführt, der Estrich in Sichtqualität eingebracht.

„Man sollte nur das bauen, was man wirklich braucht!“

Das einfache Bauen soll auch hier dafür sorgen, dass das Nutzerverhalten weniger problematisch, d.h. auch für die Menschen wirklich verständlich ist. Das Gebäude wird mit geringer Höhe aufgeständert, um die bei Neubau unvermeidliche Bodenversiegelung von wertvollen Bodenflächen auf ein Minimum zu reduzieren. Mehr Versickerungsflächen und Schutzräume für die Fauna werden geschaffen.
Die Dachflächen werden intensiv begrünt.

Fazit

Die Kreislaufwirtschaft als selbstverständlichen Teil des guten, wie auch schönen Bauens zu etablieren, erfordert, dass die Anforderungen an das Bauen in jeder Hinsicht in Planung und Ausführung heute hinterfragt werden müssen. Das Projekt wurde von Anfang an gemeinsam mit Felix Zohlen von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) entwickelt. Es ist geplant, das Projekt in einem groß angelegten Forschungsprojekt zur Förderung der nachhaltigen Holzelementbauweise evaluierend zu begleiten. Die konsequente Umsetzung des MFWs in Holzbauweise spart die CO2-Steuer, die seit dem 1.1.2022 für Transportbeton gilt.

Bauherr: Heinz Krumme AG

Text: Stefan Zappe
Bilder: Magda Cwik (Biba +)