Ein Wohnprojekt für Menschen wie Dich und mich

Ein Wohnprojekt für Menschen wie Dich und mich

Ein innerstädtisches Zuhause für Menschen mit Autismusspektrumstörung

Menschen mit Behinderungen aus dem autistischen Spektrum sind Menschen wie du und ich, und doch haben sie es auf dem zunehmend umkämpften Berliner Wohnungsmarkt bedeutend schwerer. Seit dem Jahr 2000 unterhält der Neukirchner Erziehungsverein stationäre und ambulante Wohnangebote für Erwachsene mit einer Diagnose aus dem autistischen Spektrum in Verbindung mit geistiger Behinderung. Das bestehende Wohnheim wird nun um einen Neubau auf dem ehemaligen Mauerstreifen, zwischen den Bezirken Pankow und Wedding parallel zur S-Bahnlinie S1, erweitert. Die Bewohner sollen hier in ihrer eigenen Häuslichkeit Unterstützung zum selbständigen Leben erhalten.

Architektur für besondere Bedürfnisse – ohne Heimcharakter

Die selbstgewählte Gestaltungsvorgabe lautete, hochwertigen Wohnraum für Menschen mit besonderen Bedürfnissen zu entwickeln, ohne dabei eine Heimatmosphäre zu schaffen. So bildet der Entwurf die Nutzung nur dezent nach außen hin ab. Mit einer Lochfassade aus gleichformatigen Fenstern und einem diskret integrierten Treppenhaus fügt sich das Gebäude schlüssig in das Wohngebiet mit Altbaustruktur ein und öffnet sich im Souterrain über die Eingangszone zur Straße hin. Dieser Bereich ist als einladender halböffentlicher Raum gestaltet, in dem neben der Funktion als Therapie-, Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich auch Begegnungen mit Familie und Freunden der Bewohner stattfinden können. Das Wohnprojekt ist inklusiv: Insgesamt entstehen, als betreutes Wohnen mit Hilfestellung, 19 stationäre Plätze und 5 ambulante WG-Plätze für jugendliche und erwachsene Bewohner, kombiniert mit frei finanzierten Studentenwohnungen.

Wohngefühl im Inneren

Farbe bildet ein wesentliches Element der Innengestaltung. Sie bietet Orientierung und Klarheit und wird für die Mieter zum Identifikations- und Leitsystem. Die Zimmer sind frei von Gestaltung und werden von den Bewohnern nach ihren persönlichen Wünschen eingerichtet und möbliert. Das Souterrain mit seinen halböffentlichen Bereichen ist mit rotem Kautschukboden ausgelegt, die darüberliegenden Wohnbereiche sind durch blaue Böden gekennzeichnet. Die Türen der Bewohnerzimmer bestehen aus Eichenvollholz, Nebenraumtüren sind weiß, wie auch alle Wände. Das Haus ist barrierefrei nutzbar und hat einen rollstuhlgerechten Wohnheimplatz.

Struktur und Selbstbestimmtheit in lebendigem Gleichgewicht

Der allgemeinen Wohnungsnot zum Trotz entsteht mit dem Neubau in der Schulzestraße ein Ort für Menschen mit diagnostizierter Autismusspektrumssstörung mit geistiger Behinderung, an dem innerstädtisches Leben mit den Erfordernissen an Struktur und Regelmäßigkeit, Orientierung und modernen Wohnkomfort verbunden wird – die Bewohner finden hier ein Zuhause, das integriert und Geborgenheit gibt.

Bauherr: Neukirchner Erziehungsverein

»Frühzeitig führte das Büro vertrauensvoll, kompetent, außerordentlich versierte Gespräche mit den zuständigen Sachbearbeitern der Behörden und Aufsichtsämtern, um den Anforderungen an ein Wohnheim gerecht zu werden. Dies wirkte sich positiv auf sämtliche Genehmigungsverfahren aus und ermöglichte die reibungslose Umsetzung unseres Projektes.«

Mathias Türpitz, Neukirchener Erziehungsverein

Text: Caroline Prange
Bilder: © Ulrich Schwarz Architekturfotografie